An einem Mittwochmittag im Sommer traf ich Farnia Haghighi in ihrem Zuhause in Freiburg. Sie lud vier Gäste zu ihrer ersten Tavolata ein und kochte ein persisches Gericht. Die Iranerin erzählte beim Essen, warum es ihr viel Freude bereitet, Rezepte aus ihrer Heimat für andere zu kochen.

Interview: Marine Jordan
Foto: Martine Wolhauser

Marine Jordan: Erzählen Sie uns doch ein bisschen von sich.

Farnia Haghighi: Ich komme ursprünglich aus dem Iran und bin vor 35 Jahren in die Schweiz geflüchtet. Ich war schon immer ein sehr kontaktfreudiger Mensch. Beruflich bin ich sehr eingespannt: An der Klubschule Migros gebe ich persische Kochkurse, daneben arbeite ich beim Roten Kreuz, wo ich mit älteren Menschen koche und gemeinsam esse. Sie entwickeln oft wenig Appetit, wenn sie allein essen müssen. Die gemeinsam verbrachte Zeit ist dann ein besonderer Moment, der allen gut tut.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Tavolata in Freiburg zu gründen?

Ich wollte schon immer meine Kochkünste vermitteln und anderen kulinarisch vom Reichtum und von der Kultur meiner Heimat erzählen. Ich bin im Iran aufgewachsen und habe eine Zeit lang in Pakistan gelebt. In der Schweiz bin ich dann eines Tages über eine Radiosendung auf das Projekt Tavolata aufmerksam geworden und gründete gleich meine erste Tischgemeinschaft im Kanton Neuenburg. Als ich letztes Jahr nach Freiburg kam, war für mich klar, dass ich auch hier wieder eine Tavolata gründe. Ich liebe ältere Menschen und verstehe mich hervorragend mit ihnen.

Wenn Sie ein Gericht wären, welches wäre es?

Ich wäre ein Dessert, zum Beispiel ein Baklava (lacht).

Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Neuenburger Tavolata?

Einmal hatte ich einen über 90-jährigen Herrn zu Gast. Er wurde von seinem Sohn zur Tavolata gebracht. Der Mann hatte schon seit drei Monaten keine richtige Mahlzeit mehr gegessen. Ich habe mich sehr gefreut, dass er nach diesem Schlüsselerlebnis sehr regelmässig zur Tavolata kam. Einmal stand er vor der Haustür, obwohl keine Tavolata stattfand. Ich habe mich gefreut und ihm etwas gekocht, das er nach Hause mitnehmen konnte. Meiner Tavolata ist er bis heute treu geblieben. Dann erinnere ich mich an eine Frau, die durch den Iran gereist ist und an unsere Tavolata kam. Daraus hat sich eine schöne Freundschaft entwickelt. Einmal haben mich drei pensionierte Paare gefragt, ob sie nach ihrem jährlichen Ausflug eine Tavolata mit mir machen dürfen. Es war ein super Abend, sie blieben bis nach Mitternacht.

Das vollständige Interview mit Farnia Haghighi von der Tavolata «Saveurs d’ailleures» finden Sie in der Tavolata-Zeitung «Bon Appétit!» (Ausgabe November 2021).

Die Tavolata-Gemeinschaft im Tessin wächst: Drei engagierte Frauen haben mit «Aperitivo panoramico» eine weitere Tavolata im Südkanton gegründet. Begonnen hat die Geschichte mit einem Webmarketing-Kurs.

Text: Anina Torrado Lara
Foto: zVg

Maria Theresia Bitterli (Mitte) traf Piera (rechts) und Sarah (links) an einer Webmarketing-Ausbildung im Tessin. Der Zufall wollte es, dass die drei Frauen nach dem Kurs jeweils den gleichen Bus nach Hause nahmen. So kamen sie ins Gespräch. Aus der lockeren Bekanntschaft entstand schnell eine Freundschaft. Piera, Maria Theresia und Sarah begannen, sich regelmässig zum Nachtessen zu treffen.

Drei Generationen am Tisch

«Bei einem der Treffen hatten wir die Idee, unsere Tischrunde für weitere Menschen zu öffnen», erzählt Maria Theresia Bitterli. Sie fragten Freunde und Bekannte, ob sie mitmachen wollen. Das Angebot stiess auf Anklang. «Als Zugezogene ist es im Tessin nicht ganz einfach, Freundinnen und Freunde zu finden», so Bitterli. «Die Tessinerinnen und Tessiner wirken zwar offen, doch sie bleiben lieber unter sich.»

Die rund zehn Männer und Frauen zwischen 35 und 80, die sich der Tavolata anschlossen, verbindet die Freude am guten Essen. Am liebsten treffen sie sich in Restaurants mit Panoramasicht – daher auch der Name «Aperitivo panoramico». Sie kommen aus unterschiedlichen Berufen und Lebenssituationen und geniessen den lockeren Austausch über den Tellerrand hinweg. Bitterli sagt: «Wir lernen uns gerade besser kennen und reden über unsere Biografien, Alltägliches und das aktuelle Weltgeschehen.» Ab und zu spiele die Gruppe auch Federball oder probiere etwas Neues wie eine Meditation oder ein philosophisches Café aus. Auf die Frage, was die Gruppe am liebsten möge, antwortet Maria Theresia Bitterli spontan: «Pizza essen gehen!»

Den vollständigen Artikel finden Sie in der Tavolata-Zeitung «Bon Appétit!» (Ausgabe November 2021).

Die Vertreterinnen der Tavolata AAA+ und der Tavolata Steinhausen haben sich an der Tavolata-Jahrestagung 2019 kennengelernt. Kurzerhand beschlossen sie, sich gegenseitig zu einer gemeinsamen Tavolata einzuladen. Ein kulinarischer Bericht von Idi Bitter, Vertreterin der Tavolata AAA+.

Zu dritt reisten wir letztes Jahr zur Tavolata-Jahrestagung nach Olten. Es gab Znünikaffee, Vorträge, Workshops mit Mittagessen im Saal. Wir fanden freie Plätze und kamen mit einer Dame aus Steinhausen ins Gespräch. Alleine vertrat sie ihre Gruppe. Es freute mich, jemanden aus unserer Nähe zu treffen. Spontan hatte ich die Idee, ob wir nicht einmal zu ihrer Gruppe zu Besuch kommen könnten. Sogar fand ich den Mut, die Dame zu fragen. Die gute, nette Frau sagte, sie wolle dies mit ihren Leuten besprechen.

Irgendwie sind wir so verblieben, dass wir voneinander hören werden… Ich hatte dann den Gedanken, ob ich sie vielleicht ein bisschen überfahren habe? Dennoch, so ein Austausch wäre spannend!

Bald erhielt ich von ihr den Termin, wann sie uns erwarteten. Anders als bei uns kochen sie gemeinsam in einer Schulküche. Dies konnte ich mir nicht so recht vorstellen, und ich freute mich sehr auf diesen Mittwoch Ende August 2019.

Zu viert fuhren wir hin und wurden in der grossen Küche willkommen geheissen. Da gings schon emsig zu und her! Eine war am Spätzlisieb, die andere rührte in der grossen Pfanne das Gulasch. Für uns haben sie ein besonderes Menü gewählt. Eine Frau hat den Tisch zum Thema «Strand» geschmückt. Wunderbar passend zur Sommerhitze!

Bald war dann fertig gekocht und wir sassen am langen Tisch, assen und tranken fein und kamen in gute Gespräche. Weil sie die Küche um 16 Uhr wieder sauber abgeben mussten, halfen wir beim Abwasch und Polieren der Flächen. Natürlich genossen wir auch Kaffee und erfrischenden Minze-Melonenfruchtsalat.

Wir hatten es lustig zusammen und durften sogar Hagebuttenspätzli heimnehmen! Als «Retourkutsche» überlegte ich, bei mir zu Hause ein Fondue in der kühlen Jahreszeit zu machen. Da kam eines unserer Mitglieder mit der Idee eines Grillplausches. Ihr Mann ist im Armbrustschützenverein, und er betreut das Vereinshaus, das wunderbar am Waldrand steht.

Dorthin luden wir die fünf Frauen der Steinhauser Tavolata für den 24. Juni 2020 ein – noch lange bevor Corona die Welt bestimmte. Nachdem ab März die Treffen abgesagt werden mussten, hofften wir sehr, dass wir den Grillplausch durchführen können. Ende Mai trafen wir uns bei mir, um diesen Event zu planen: Wer macht welchen Salat, wer welchen Kuchen und wer postet die Zutaten?

Endlich war der Tag da, mit wunderbarem Sommerwetter. Als wir die Einkäufe vorbeibrachten, hatte unser Schützenmann schon die Pölsterli auf die Holzbank gelegt. «Seid herzlich willkommen» stand auf dem Plakat. Pünktlich zum Apéro trafen unsere Gäste ein. Ein Mitglied hatte den Grill schon vorher aufgeheizt, denn er wollte niemanden einräuchern.

Am lauschigen Schattenplatz genossen wir gemeinsam Steak, Wurst, Brötli und gluschtige Salate. Später Kaffee, Torte, Kuchen und Erdbeeren. Es war ein gemütlicher Austausch. Herzlichen Dank für die Mithilfe unseren Frauen und zwei Männern! Dies war hoffentlich der Wiederbeginn unserer guten Treffen nach dem Stillstand.

Daniela Specht ist nicht nur Leiterin der Tavolata-Geschäftsstelle, sondern auch Ernährungsberaterin. Am ersten «Amuse bouche»-Anlass, der am 11. August online angeboten wurde, erklärt sie, wie die ideale Mahlzeit aussieht und warum ein Dessert pro Tag der Gesundheit nicht schadet.

 

Daniela Specht ist Ernährungsberaterin (Foto: Florian Brunner)

Daniela, wenn du für den Rest deines Lebens eine Landesküche wählen müsstest, von der du dich ernähren würdest. Welche wäre das?
Daniela Specht: Italienisch oder Japanisch! Und wenn ich zwischen diesen beiden noch entscheiden müsste, dann wäre es eindeutig die italienische Küche mit viel frischem Gemüse, Kräutern, Pasta, Fisch und Fleisch.

Was ist dein wichtigster Grundsatz bezüglich gesunder Ernährung?
Das, was auf dem Teller ist, soll möglichst farbig und abwechslungsreich sein.

Wir lesen von Intervallfasten und anderen Diäten, die gerade angesagt sind. Was hältst du davon?
Der Körper zieht am Ende des Tages Bilanz: Wenn mehr Energie zugeführt als verbraucht wurde, steigt das Gewicht – und umkehrt. Ob man nun das Essen auf vier oder 16 Stunden verteilt, ist nicht entscheidend. Beim Intervallfasten essen die Erfolgreichen weniger, weil sie weniger Zeit zur Verfügung haben oder weil sie sich auch bewusster überlegen, was sie essen. Die weniger Erfolgreichen essen in der kurzen Zeit mehr, mit dem Gedanken, dass sie ja nachher nichts mehr bekommen. Eines ist aber gut an diesem Ernährungsstil: Längere Nüchternphasen sind für den Körper sinnvoll. Generell empfehle ich, nicht eine Diät zu machen, sondern langfristig bewusster, genussvoller und abwechslungsreicher zu essen.

Ist eine vegetarische oder vegane Ernährung gesünder als eine ausgewogene Ernährung mit Fleisch und Fisch?
Vegetarisch ist dann gesund, wenn das fehlende Eiweiss mit Eiern, Milchprodukten oder Hülsenfrüchten ersetzt wird. Die vegane Ernährung befürworte ich nicht – ausser man ist Ernährungsprofi und kompensiert die wegfallenden Eiweisse und Vitamine sehr bewusst. Gerade von Eiern halte ich sehr viel: Sie liefern wertvolles Eiweiss, Vitamin D etc. Unser Fleischkonsum in der Schweiz ist eindeutig zu hoch, darum empfehle ich zwei bis drei fleischlose Tage pro Woche.

Fünf Portionen Früchte und Gemüse am Tag: Gilt diese Regel immer noch?
Ja, dieser Grundsatz gilt nach wie vor. Gemüse und Früchte liefern wertvolle Vitamine und Mineralstoffe und sind mit ihren Nahrungsfasern verantwortlich für eine gute Verdauung und eine lange Sättigung. Eine der Portionen pro Tag kann ein Fruchtsaft sein.

Wo hört der Genuss auf und wo fängt ein übertriebenes Gesundheitsbewusstsein an?
Wenn sich ständig alles ums Essen dreht, der Genuss auf der Strecke bleibt oder die Personen nach dem Essen exzessiv Sport treiben, dann ist es nicht mehr gesund.

Ich lese immer wieder von Superfoods wie Chia, Maca oder ähnlichem. Ist das nötig?
Das sehe ich eher als einen Hype an, um neue Produkte zu verkaufen. Weder Kokosfett noch Chia oder Goji-Beeren sind für eine ausgewogene Ernährung nötig. Regionale Produkte wie Rapsöl, Leinsamen, Baumnüsse und Beeren (z.B. Heidelbeeren, Johannisbeeren) sind genauso gesund und wertvoll.

Verändern sich die Ernährungsbedürfnisse des Körpers mit dem Alter?
Ja, die Körperzusammensetzung verändert sich und der Energiebedarf nimmt ab. Im Alter braucht man auch andere Nährstoffe, hat ein verändertes Geruchs- und Geschmacksempfinden und hat oft weniger Durst. Es besteht die Gefahr einer Fehl- und Mangelernährung.

Was sollen ältere Menschen jeden Tag essen?
Zu jeder Mahlzeit 20 bis 30 Gramm Eiweiss, drei bis vier Portionen Milchprodukte pro Tag (Calcium), Vitamin D und ein bis zwei Liter Flüssigkeit.

Wie können sich ältere Menschen gesünder ernähren?
Es ist wichtig, ausreichend und regelmässig zu trinken, abwechslungsreich zu essen, das Essen in Gesellschaft zu pflegen und mindestens 30 Minuten pro Tag draussen körperlich aktiv zu sein.

Ein Stück Kuchen oder Schoggi zum nachmittäglichen Kaffee: Ist das ok?
Ja, ein Dessert pro Tag gehört zu einer gesunden Ernährung dazu und soll ohne schlechtes Gewissen genossen werden.

Wieviel Alkohol liegt im Pensionsalter noch drin?
Im Alter reagiert der Körper sensibler auf Alkohol. Vorsichtig muss man auch bezüglich einer Interaktion mit Medikamenten sein. 1 dl Wein oder eine Stange Bier pro Tag liegen drin.

Essen die Menschen in Zeiten von Corona eher ungesünder oder eher bewusster?
Es gibt eine spannende Studie von Gesundheitsförderung Schweiz: Ein Viertel der Menschen assen im Lockdown mehr, ein Siebtel assen weniger. Der Konsum der Suchtmittel hat um 25 Prozent abgenommen. Die Zeit zu Hause hat sicher viele Menschen dazu bewogen, ihr Leben gesünder und aktiver zu gestalten.

Welche Nahrungsmittel sollte ich vermeiden, wenn ich meinem Körper etwas Gutes tun will?
Eine Verbotsliste gibt es zum Glück nicht!

Wie motiviere ich mich zum Kochen und langsamen, bewussten Essen, wenn ich alleine lebe?
Es ist wichtig, sich etwas Gutes zu tun: Jede Mahlzeit sollte ein kleines Fest sein! Das Essen mit Gewürzen und Kräutern abzuschmecken wirkt appetitanregend, ein Blumenstrauss auf dem Tisch und Kerzen schaffen eine entspannte Atmosphäre. Ich empfehle auch, einmal zu kochen und zwei Mal zu geniessen: das Essen einfach in kleine Portionen verpacken und im Gefrierer aufbewahren.

Wie kann ich mein Immunsystem bewusst stärken?
Sich ausgewogen ernähren, insbesondere viel Vitamin C durch Früchte und Gemüse zu sich nehmen und viel trinken. Damit es nicht so langweilig ist, kann man dem Wasser eine Zitrone, eine Gurke oder Ingwerscheiben beifügen.

Angenommen, ich fühle mich kränklich. Wie komme ich so schnell wie möglich wieder auf die Beine?
Es ist wichtig, möglichst schnell zu versuchen, wieder ausgewogen zu essen. Auch wenn der Appetit fehlt. Kleine Mahlzeiten stärken den Körper.

Ernährung ist das eine, Bewegung das andere. Wieviel muss man sich denn bewegen, um gesund zu bleiben und sein Gewicht zu halten?
Sich 30 Minuten täglich zu bewegen hält in Form, stärkt den Kreislauf und hilft, Knochen und Muskelmasse zu erhalten. Das kann vom Treppensteigen über den Einkauf zu Fuss bis zum Joggen sein. Ich empfehle auch Yoga, denn das tut Körper und Geist gut.

Als letztes eine persönliche Frage: Was ist dein Lieblingsessen? 
Ich liebe Sushi über alles! Wir machen als Familie oft eine grosse Sushi-Platte.

Über die «Amuse bouche»-Serie

Das Interview mit Daniela Specht (geführt von Anina Torrado Lara) war der Auftakt zu einer Serie von virtuellen «Amuse bouche»-Veranstaltungen. Mehr Informationen und praktische Tipps zur Ernährung finden Sie in der Broschüre «Gesund essen – fit bleiben» des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV.

Die fünf reisefreudigen Freundinnen der Tavolata «Briscolina» treffen sich einmal pro Monat zum Apéro, Kochen und Jassen. Jedes Jahr berufen sie auch eine Generalversammlung mit einem lustigen Motto ein. Dann verkleiden sich alle, zum Beispiel als «Punk», und kochen ein Motto-Menü.

An der GV bestimmen sie, welche der Frauen die nächste Überraschungsreise organisiert. Die «Reiseleiterin» verrät den anderen nur Datum und Treffpunkt, dann geht es los: zum Beispiel per VW-Bus ins Südtirol oder mit dem Zug ins Swiss Chalet nach Lausanne. Diese Tavolata ist alles andere als gewöhnlich!

Cécile Schwinghammer erzählt: «Unsere Tavolata haben wir wegen der Coronakrise kurzfristig auf Eis gelegt. Dafür haben wir über das Telefon wirklich gute Einzelgespräche geführt. Sobald es geht, treffen wir uns im Pünt einer Kollegin auf einen längeren Schwatz – natürlich mit der nötigen Distanz. Es ist schon eine spezielle Situation und wir können nicht abschätzen, wohin dieser Weg uns führen wird.»

Suzanne, Franziska, Brigitte, Inge, Bea und Ursula treffen sich jeden zweiten Monat zur Tavolata «Chez moi». Die Freundinnen engagieren sich auch sozial: Sie bringen sieben jungen Männern aus Afghanistan Deutsch bei, helfen beim Papierkram und kürzen ihnen auch mal eine Hose. Als Dank werden sie von der Männer-WG bekocht.

Ein Sonntagabend im Februar. Sieben junge Männer aus Afghanistan rüsten Salat, kochen Reis und füllen Teigtaschen in der Küche ihrer Wohngemeinschaft in Bern. Die Stimmung ist ausgelassen, Teller und Töpfe klappern, es riecht verführerisch nach exotischen Gewürzen. Mittendrin sitzen Suzanne Schrade und Zita Stahel. Die beiden Seniorinnen aus Bern freuen sich auf die willkommene kulinarische Abwechslung. «Ich weiss nicht genau, wie dieses Gericht aus Afghanistan heisst, aber es ist eine sehr spezielle Kombination aus Teigtaschen, Reis und Salat», erzählt die 82-jährige Suzanne Schrade.

Zwei Frauen treffen auf sieben Männer

Einmal pro Monat kommen die beiden Damen in den Genuss eines Nachtessens in der Männer-WG. «Die jungen Männer kochen sehr gut. Sie sind seit vier Jahren in der Schweiz und haben in den Asylzentren immer selbst gekocht», erzählt Suzanne Schrade. Die sieben WG-Kollegen, die hier im ehemaligen Feuerwehrgebäude wohnen, sind zwischen 20 und 25 Jahre alt. Suzanne Schrade und Zita Stahel haben ihnen vor gut einem Jahr bei der Suche und beim Einrichten der Wohnung geholfen. Die aus Afghanistan Geflüchteten waren froh über die Hilfe und haben ihre Betreuerinnen im Dezember letzten Jahres zur Einweihungsparty der WG eingeladen. Die Stimmung sei laut Suzanne Schrade so fröhlich und gelöst gewesen, dass die Gruppe kurzerhand beschlossen habe, die schweizerisch-afghanische Tavolata monatlich zu wiederholen.

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Vor fünf Jahren machten sich Markus A. Meyer und Verena Zimmermann auf die Suche nach einer Form des gemeinsamen Alterns im Quartier. Sie entdeckten Tavolata und trommelten eine bunte Truppe zusammen. Vier Frauen und drei Männer treffen sich seither jeden Monat zum vergnügten Brunch.

Dass ein Fotograf zum Brunch kommt, ist für die Tavolata Olten ein aussergewöhnliches Ereignis. Markus A. Meyer (69) und Verena Zimmermann haben zusammen überlegt, welche Tischdekoration besonders passen würde. Im Gespräch mit seiner Tavolata-Mitgründerin hatte er die Idee, seine selbstgeschnitzten Holzlöffel aufzutischen. Der pensionierte Arbeitsagoge, der viele Jahre mit Menschen in Werkstätten gearbeitet hat, erzählt an diesem Montagmorgen vom Holzschnitzen. Die Runde hört ihm aufmerksam zu und testet die Löffel sogleich, nimmt sie in die Hand, probiert sie aus.

Langeweile? Nicht bei uns!

Als Markus A. Meyer und Verena Zimmermann die Tavolata Olten vor fünf Jahren gründeten, war das Echo im Quartier am rechten Aareufer gross. Einige wollten mitmachen, geblieben sind bis heute vier Frauen und drei Männer. Darunter sind eine Buchhändlerin, ein Lokführer, ein Kreisförster, eine anthroposophische Masseurin und eine freiwillig Engagierte.

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Porträt

Wenn diese Tavolata aus Küchenutensilien bestünde, dann aus einem Schwingbesen («Um Nidel zu schlagen!»), einer Kaffeemaschine («Ohne Kaffee kein Leben!»), etwas, um Teig zu kneten, und einem Handmixer!
Rhea Braunwalder, Autorin

 

2015 will der Leiter des Alterszentrums Haslibrunnen in Langenthal die sozialen Kontakte in den naheliegenden Seniorenwohnungen fördern. Er regt Heidi Lamparter an, eine Tavolata zu gründen. Heidi, Hilda, Res und Gertrud kochen monatlich bei jemandem zu Hause und laden im Turnus andere MieterInnen zum Essen ein. Die Tavolata bringt den Mitgliedern Kochkenntnisse, Gemeinschaft, Freundschaft, Begegnung und Abwechslung im Alltag, Gedankenaustausch und vieles mehr.

Arbeitsteilung, gemeinsames Kochen und Entscheiden sind in der Tavolata das A und O. Ein Highlight war das «Supermenu mit Eglifilets»: Der Fisch stammte von Hildas Sohn, die Fritteuse von Gertrud, der Balkon von Res und die Frittierkunst von Heidi. Der Wunschgast der Tavolata ist Altbundesrat Adolf Ogi (der Stadtpräsident ist natürlich auch eingeladen!).

Die Tavolata in Kürze

  • Mitglieder: Fünf MieterInnen der Seniorenwohnungen St. Urbanstrasse in Langenthal. Im Turnus werden MieterInnen aus anderen Wohnungen zum Essen eingeladen.
  • Entstehung: 2015, auf Anregung der Leitung des Alterszentrums, um soziale Kontakte in den Wohnungen zu fördern. Res, Hilda, Heidi und Gertrud und kochen und essen monatlich bei jemandem zu Hause.
  • Wunschgast: Passend zum Namen der Tavolata: Altbundesrat Adolf Ogi. Der Stadtpräsident ist auch auf der Wunschliste.
  • Was bringt die Tavolata? Die Möglichkeit, Sachen zu kochen, die man alleine nicht kocht, Freundschaft, Freude, Abwechslung im Alltag, Begegnung, Gemeinschaft und vieles mehr!
  • Highlight: Supermenu mit Eglifilets, der Fisch von Hildas Sohn, die Fritteuse von Gertrud, der Balkon von Res und die Frittierkunst von Heidi!

Lieblingsrezept

Herbstsalat aus frischen Zutaten vom Markt
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Coq au vin mit Knöpfli
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Hausgemachte Berner Bretzeli, Kaffee

Lebendig geht es zu und her, in der passend getauften Tavolata Viva! Vom WEF in Davos zu blinden Orchestern in Ägypten: Schnell springen die Gesprächsthemen vom Swissair-Mafiaort Bülach in die ganze Welt.
Rhea Braunwalder, Autorin

 

Porträt

Es ist Januar 2018 und in der Tavolata Viva stehen die Treffen für das ganze nächste Jahr fest. Von den etwa 15 Teilnehmenden kochen abwechselnd drei Personen. Anmeldungen für die zweiwöchentlich stattfindenden Tavolata werden bis Donnerstag von den Köchinnen entgegengenommen. Pro Tavolata kommen sechs bis acht Personen, mit dem öffentlichen Verkehr oder mit Autos in Fahrgemeinschaften. Die Tavolata bringe Freundschaft, Gedankenaustausch und Unterstützung bei Problemen.

Nach dem Essen können die Teilnehmenden, die Lust haben, zum Spielen bleiben. Doch Achtung, der Sieg wird nicht geschenkt!

Auch ausserhalb der Tavolata treffen sich die Mitglieder, machen Spielnachmittage oder gemeinsame Reisen. Vorlieben und Abneigungen der Mitglieder sind bekannt, werden respektiert und akzeptiert. So verbringt man ungezwungen gemeinsam eine lebhafte Zeit!

In Kürze

  • Entstehung: Durch ein Inserat im Migros Magazin wurde Ursula 2010 auf das Tavolata-Projekt aufmerksam. Zusammen mit einer langjährigen Kollegin bauten beide aus ihrem Bekanntenkreis und über die Tavolata-Website die Tavolata Viva auf. Bis jetzt sind 15 Mitglieder Teil ihres Netzwerks!
  • Treffen: Die Tavolata-Treffen finden alle zwei Wochen am Freitag, Samstag oder Sonntag am Mittag statt. Es kommen auf Anmeldung sechs bis acht Personen, falls es mehr werden, wird aus Platzgründen in ein Restaurant ausgewichen (kommt nur selten vor). Nach dem Essen wird jeweils gespielt.
  • Mitglieder: Die Tavolata richtet sich vor allem an alleinstehende Personen, die gerne mit anderen Zeit verbringen wollen. Gekocht wird abwechselnd von drei Mitgliedern, die sich das Menu frei ausdenken, die Kosten berechnen und Gastgeberinnen der Tavolata sind.
  • Sprichwort des Tages: Eine Welt ohne Freundschaft ist eine Welt ohne Sonne (vorgetragen von Silvia)
  • Wortspiel des Tages: Die eierlegende Eierlegende kam an ihr Eierlegende. Ende! (erzählt von Paul)
  • Witz des Tages: Wird nur auf Anfrage geliefert! (Ansprechperson: Ruth)
  • Highlights: Nicht exklusive Menus, sondern das Zusammensein ist an dieser Tavolata der Höhepunkt. Es wird munter gewitzt, geneckt, beraten und erzählt. Spezielle Anlässe, wie die 150. Tavolata oder die Weihnachtstavolata mit Wichtelspiel, bleiben in Erinnerung.

Lieblingsrezept


Gemischte Salate
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Tessiner Braten und Kartoffel-Lauch-Gratin, Wein und Mineralwasser
***
Früchtemix und Cappuccino-Mousse, Kaffee und Baileys

Porträt

Die Mitglieder der Tavolino Cham besprechen ihre erste gemeinsame Reise nach Mailand.

Die Tavolino Cham besteht aktuell aus vier weltoffenen und aufgeschlossenen Mitgliedern. Monika ist kürzlich von einer Japanreise zurückgekommen, Anna ist Italienerin und übt in der Tavolata Deutsch, Rita, eine ehemalige Hauswirtschaftslehrerin, hat Zeltreisen in der ganzen Welt gemacht, und Elisabeth ist regelmässig mit dem Alpenclub und mit dem Fahrrad unterwegs.

Im Alter müsse man was unternehmen, davon sind die vier überzeugt. Die Tavolata schaffe gemeinschaftliche Momente, soziale Kontakte und Austausch. Im März ist eine erste gemeinsame Reise nach Mailand geplant. Die Gesprächsthemen sind brisant: politischer Meinungsaustausch, ornithologische Fakten und persönliche Geschichten stehen auf dem Plan, und Spiele oder der spontane Besuch des Fastnachtsumzugs im Dorf sind nicht ausgeschlossen.

In Kürze

  • Entstehung: Gegründet wurde die Tavolata vor vier Jahren von Elisabeth, kurz nachdem ihr Mann verstorben war. Elisabeth fragte Menschen aus ihrem Umfeld, und beim ersten Treffen im Kaffee „giggeleten” die Teilnehmenden den ganzen Nachmittag. Durch das Internet kamen nach und nach Mitglieder dazu. Die Tavolino Cham sucht weitere Mitglieder, gerne auch Männer. Bei Interesse melden Sie sich gerne!
  • Treffen: Die Tavolata trifft sich monatlich am Dienstag um 12 Uhr bei jemandem zu Hause. Die Gastgeberin kauft ein, kocht und entwirft das Menu, welches bis zum Tag selber ein Geheimnis bleibt. Bezahlt wird bei dieser Tavolata nicht. Man versucht nicht, sich zu übertrumpfen, und achtet auf gemütliches, schönes und saisonales Essen. Die Termine werden flexibel am Ende jeder Tavolata für den nächsten Monat abgemacht.
  • Wunschgästin: die Gemeindepräsidentin, eine offene, interessante und redegewandte Frau.
  • Das Wort zur Tavolata: Geh aufrecht wie die Bäume, lebe dein Leben stark wie die Berge, sei sanft wie der Frühlingswind, bewahre die Wärme der Sonne im Herzen und der grosse Geist wird immer mit dir sein.

Lieblingsrezept


Blattsalat mit Randen
(aus dem Garten)
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Knöpfli mit Bohnen und Gulasch, Rotwein und Mineralwasser
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Brischtner Birne mit Rahm und Vanilleglace (Spezialität aus Uri)