Gila lädt zur festlichen Tavolata ein

18.11.2021

Was, wenn keine Familie oder Freunde da sind, um Weihnachten zu feiern? Die Migros ermuntert die Schweiz mit der diesjährigen Weihnachtskampagne, die Weihnachtstage in Gesellschaft zu verbringen. Auch Tavolata macht mit: Viele Tischgemeinschaften bieten Gästen einen Platz am Tisch. Gila Fankhauser von der Tavolata «Mehr als Essen» ist eine davon. Sie kocht am 12. Dezember 2021 ein festliches Menü für Alleinstehende.

Interview: Anina Torrado Lara
Fotos: Basil Montemitro

Gila, du öffnest dein Zuhause über die Festtage für Menschen, die allein sind. Was ist deine Motivation?

Gila Fankhauser

Gila Fankhauser: Ich wohne auch allein und weiss, was es heisst, den Heiligabend und die zähen Tage bis Neujahr allein zu verbringen. Vor drei Jahren habe ich das Zepter selbst in die Hand genommen und im Zürcher Tagblatt ein Inserat publiziert: Gäste für mein Weihnachtsessen am 24. Dezember gesucht!

Wer hat deine Einladung angenommen?

Es kamen neue Leute und solche, die zuvor bereits an meinem offenen Mittagstisch dabei waren. Du musst wissen: Ich habe drei Jahre lang jeden Freitagmittag gekocht. Der Tisch war immer voll besetzt; es kamen Leute aus der ganzen Stadt Zürich. Meine Tür steht offen für Menschen, die aus dem einen oder anderen Grund niemanden zum Feiern haben.

Was hast du dieses Jahr vor?

Dieses Jahr mache ich über Weihnachten eine Donau-Reise und plane daher am 12. Dezember bereits eine offene Tavolata. Wir stossen zuerst mit Prosecco an. Als Vorspeise gibt es einen Mango-Avocado-Salat, als Hauptspeise einen Fleischkäse aus dem Ofen mit Kartoffelsalat. Zum Schluss serviere ich einen Orangensalat mit Datteln und Eistorte. Ich habe am Tisch sechs Stühle und somit Platz für fünf Gäste.

Gibt es an deiner Tafel Regeln?

Es gab in den letzten Jahren kaum Schwierigkeiten mit meinen Gästen. Manchmal merke ich, dass die Leute, die an Weihnachten kommen, im Alltag oft allein und auch etwas verzweifelt sind. Einige haben ein grosses Bedürfnis, sich mitzuteilen. Wenn jemand das Gespräch zu fest dominiert, spreche ich das als Gastgeberin an.

Was würdest du anderen Tavolata raten, die ein Gastessen anbieten?

Sie sollen sich nicht zu viele Gedanken machen, wer denn da kommen wird, sondern einfach das Experiment wagen. Es braucht keinen Weihnachtsbaum, kein Liedersingen und auch kein Gourmet-Menü, damit die Gäste glücklich sind. Wer will, kann die Tavolata mit jemandem zusammen organisieren oder alle bitten, ein Gericht mitzubringen. Ich empfehle auch, dass die Gäste sich anmelden und einen allfälligen Unkostenbeitrag vorher einzahlen. Alkoholische Getränke können sie je nach Bedürfnis mitbringen. Manche machen zwischen den Gängen gern ein Gesellschaftsspiel, gehen draussen spazieren und zünden eine Kerze an.

Was bedeutet Tavolata dir?

In den letzten Jahren bin ich oft umgezogen und musste mich immer wieder neu orientieren. Ich glaube, ich bin eine nomadische Seele (lacht). An einem neuen Ort habe ich dann jeweils versucht, mich einer Tavolata anzuschliessen. Das hat nicht immer so gut geklappt. Und so habe ich im Juni 2020 nochmals ein Inserat im Zürcher Tagblatt geschaltet: Kochbegeisterte für Tavolata gesucht!

Und was ist daraus geworden?

Es hat sich eine sehr schöne Tavolata aus fünf Single-Frauen um die 60 ergeben. Alle sind reiselustig, vielfältig und kommunikativ. Wir treffen uns einmal pro Monat und laden uns gegenseitig nach Hause ein. Die Person, die kocht, stellt das Menü zusammen, die anderen leisten einen Unkostenbeitrag. Wer dabei sein will, meldet sich an. So bleiben wir flexibel, und es schafft für niemanden Druck. Wenn eine der Frauen nicht kommen kann, darf sie einen Schnuppergast einladen.

Zur Person

Gila Fankhauser (68) ist Mutter von drei Kindern und fünf Grosskindern zwischen 6 und 14 Jahren. Die gebürtige Deutsche kam mit 19 als Au-pair nach Zürich. In ihrem Berufsleben war sie Hotelkauffrau, Sozialarbeiterin und Familienbegleiterin. Heute engagiert sie sich als Sterbebegleiterin und unterstützt pro pallium. Gila ist seit ihrer Kindheit gerne auf Reisen, auch auf unkonventionelle Art. Die stetige Veränderung beflügelt sie. Und so mag sie es, ab und zu ihre Sachen zu packen und an einen neuen Ort zu ziehen. www.gi-la.ch

Schöne Weihnachten für alle. Lassen wir niemanden alleine.

  • Bieten Sie ein Gastessen für eine oder mehrere Personen an. Daniela Specht hilft gern, das Gastessen mit einem Inserat auf dem Tavolata-Marktplatz auszuschreiben (info@tavolata.ch, Tel. 076 319 96 96).
  • Ein Gespräch tut immer gut. Kennen Sie jemanden in Ihrem Bekanntenkreis, der sich oft «einigelt»? Rufen Sie die Person doch mal an. Oder suchen Sie den Austausch mit Personen, die Sie noch gar nicht kennen – zum Beispiel an einem Erzählcafé.
  • Schicken Sie einen Weihnachtsgruss per Post: Mit der Aktion «Migros Weihnachtspost» in Zusammenarbeit mit Spitex Schweiz können Sie ab dem 19. November 2021 digital eine Postkarte verfassen, die anschliessend durch das Spitex-Personal überreicht wird. migros.ch/weihnachtspost