Unsere Partnerin TiM – Tandem im Museum bietet ein besonderes Angebot zum Weltgeschichtentag am 19. März 2023: Der Museumseintritt in 110 TiM-Museen ist für alle Geschichtenfreudigen an diesem Nachmittag frei. Ab 14 Uhr erfinden TiM-Tandems Geschichten und stellen sie online. Um 15 Uhr finden Lesungen von TiM-Geschichten statt. Die Verfassenden der überraschendsten Geschichte an diesem Tag gewinnen einen Schweizer Museumspass!

Viel Spass!

Mehr Infos zu TiM – Tandem im Museum

Fedra Rachouti ist die Gründerin und Leiterin des Kosmos in Lugano. Wir haben uns vor ein paar Monaten getroffen, um über das Tavolata-Projekt zu sprechen. Sie kontaktierte mich, um eine weihnächtliche Tavolata vorzuschlagen.

Interview: Valentina Pallucca

Fedras Projekt war in seiner Einfachheit aussergewöhnlich: In Lugano sind viele Menschen allein, sie haben keine Verwandten – oder ihre Familien leben weit weg. Warum nicht auch für sie einen Moment des Feierns und des Austauschs schaffen, wenn sie sonst die Festtage allein verbringen würden? Ich habe bei Fedra nachgefragt.

Warum hast du dich entschlossen an Heiligabend eine Tavolata anzubieten?

Fedra Rachouti (Gründerin und Leiterin des soziointegrativen Raums Kosmos): Wir wollten die Tavolata genau an Heiligabend veranstalten, um allen Menschen im Umfeld des Kosmos die Möglichkeit zu schenken, diesen besonderen Abend in der grossen Kosmos-Familie zu verbringen. So müssen sie sich nicht einsam fühlen oder Heimweh haben.

Wie viele Menschen haben teilgenommen und wer waren sie?

Es waren etwa 25 Personen aus verschiedenen Teilen der Welt dabei: Griechenland, Russland, Burundi, Norwegen, dem Tessin, Italien. Die kulturellen Unterschiede hätten durchaus zu einigen Schwierigkeiten führen können, aber wir haben einen sehr geselligen und bereichernden Abend verbracht. Das ist sicher auch so, weil Menschen so vieler verschiedener Kulturen dabei waren.

Gab es einen Moment, an den du dich besonders erinnerst?

Das gemeinsame Essen an Heiligabend war schon etwas Besonderes. Vor allem war es sehr interessant, die Geschichte hinter den verschiedenen Gerichte zu hören, die wir an diesem Abend probiert haben. Wir haben quasi eine «multiethnische gastronomische Reise» gemacht.

Wie fanden die Leute am Tisch diese Erfahrung?

Sie waren alle sehr zufrieden und baten mich, ähnliche Abende wieder zu organisieren. Wir haben zu traditioneller Musik aus jedem Land getanzt. Das hat so viel Spass gemacht!

Was macht den Kosmos so besonders?

Im Kosmos-Raum sind wir der Meinung, dass die individuellen Geschichten jeder Person sehr wichtig sind. Wir schätzen die Geschichten, über die uns die Menschen erzählen.

KOSMOS

Der KOSMOS ist ein soziokultureller, integrativer Raum, der die Kunst in den Mittelpunkt stellt und so den sozialen Wandels fördert. Mit den Mitarbeitenden und vielen Freiwilligen baut der KOSMOS Brücken und ermöglicht Beziehungen über die Kunst. So werden Barrieren und Vorurteile überwunden. Seit 2021 schuf der KOSMOS in Lugano eine grosse Community, der Menschen unterschiedlichster kultureller Hintergründe angehören. Im KOSMOS treffen sich Kunstschaffende, Pädagog*innen, Studierende, Migrant*innen, Mütter, Kinder, junge und ältere Menschen, um etwas zu kreieren, zu zeichnen, zu lesen, zu spielen, zu singen, zu tanzen, zu schauspielern, zu kommunizieren, sich Geschichten zu erzählen und sich gegenseitig zu bereichern.

 

Griechisches Rezept: Tzatziki

  • 500 g griechisches Joghurt
  • 1 gewürfelte Gurke (überschüssige Flüssigkeit abgiessen)
  • 1 Knoblauchzehe gepresst
  • Natives Olivenöl extra (1/4 Tasse)
  • Weisser Essig (2 Esslöffel)
  • Dill (fein hacken)
  • Salz, nach Geschmack

Alle Zutaten mischen und die Sauce einige Stunden im Kühlschrank kühl stellen. Tzatziki passt zum Beispiel zu gegrilltem Fleisch.

Kalì òrexi! (Guten Appetit!)

Im Mai 2022 wurde die neue Tavolata «ConTeSto Di Sementina» in der Quartier-Ludothek gegründet. Die pensionierten Bewohnerinnen und Bewohner im selben Gebäude waren sofort begeistert. Die Tavolata wuchs in Kürze, denn mehr und mehr Kinder und Enkel kamen dazu. Valentina Pallucca besuchte die generationenübergreifende Tavolata.

Wer nimmt an der Tavolata teil und wo treffen Sie sich?

Unsere Tavolata wurde Ende Mai 2022 gegründet, zeitgleich mit der Eröffnung der Ludothek «Con Te Sto» in Sementina, wo man sich jeden Dienstag zum gemeinsamen Mittagessen trifft. Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern handelt es sich hauptsächlich um Bewohnende der benachbarten Gebäude, die Con Te Sto bereits täglich besuchen. Oft kommen auch Verwandte oder Freunde der Tavolata-Mitglieder hinzu. Die so genannte «normale» Gruppe ist zwischen 40 und 95 Jahre alt, aber gelegentlich nehmen auch Enkelkinder im Schul- oder Vorschulalter teil. Ein junger Mann, der Sozialhilfe bezieht, kümmert sich nicht nur um den Betrieb des Spielzimmers, sondern kocht auch für die Mitglieder des Tages und beteiligt sich aktiv an den Mahlzeiten.

Was kocht und isst die Tavolata am liebsten?

Die Menüs werden immer gemeinsam von Woche zu Woche festgelegt, je nach den Wünschen und Vorschlägen der Anwesenden. Wir bereiten immer ein Hauptgericht und einen gemischten Salat als Beilage zu – und jemand denkt immer an den Nachtisch! Wir versuchen, schmackhafte, aber auch ausgewogene Menüs mit saisonalen Zutaten zu kreieren, die nicht zu teuer sind. So ist das Mittagessen für alle erschwinglich.

Da fast alle Teilnehmenden allein leben, ist die Tischgemeinschaft auch eine gute Gelegenheit, sich an aufwändigeren Gerichten zu versuchen: Lasagne, Auberginen-Parmigiana, Pizzoccheri, Polenta oder geschmortes Rindfleisch. Einige Gerichte werden sogar schon am Vortag von einer kleinen Gruppe zubereitet, die sich je nach Bedarf zur Verfügung stellt und das Beste aus ihren Ressourcen macht.

Wie haben die Mitglieder der Tavolata sich kennengelernt?

«Con Te Sto» ist ein von der Gemeindesozialarbeit der Pro Senectute Ticino und der Stiftung Moesano gefördertes Projekt, das sich im Erdgeschoss eines Gebäudes mit 12 Wohnungen befindet. Die Teilnehmenden kennen sich fast alle schon länger. Sie kamen bereits vorher oft zusammen, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Mit zunehmenden körperlichen Schwierigkeiten ist diese schöne Gewohnheit leider verloren gegangen. Zwischen November 2021 und Mai 2022 haben wir bei ein paar Kaffeetreffen und mehreren Kartenspielen beschlossen, uns offiziell dem Tavolata-Netzwerk anzuschliessen.

Unternehmt ihr ausserhalb der Kochtreffen etwas zusammen?

Da die Tavolata-Treffen in einer nachbarschaftlichen Ludothek stattfinden, sind die gemeinsamen Aktivitäten vielfältig: von einfachen Gesprächen beim Kaffee bis zur Dekoration des Hauses bei Festivitäten wie Halloween oder Weihnachten hat alles Platz. Wir mögen aber auch Kartenspiele, Ausflüge und Spaziergänge.

 

Interview: Valentina Pallucca

Ruedi Sutter ist ein aktives Tavolata-Mitglied: Er hat gleich zwei Tischgemeinschaften gegründet und bekocht diese leidenschaftlich gern. Er verrät uns ein wärmendes Rezept für kühle Tage.

Der Thurgauer Ruedi Sutter ist gelernter Koch.

Für 4 Personen

Zutaten:

  • Olivenöl zum Andünsten
  • 1 Knoblauchzehe, in feine Scheibchen geschnitten
  • 1 Zwiebel, grob gehackt
  • 1-2 EL rote Currypaste oder mildes Currypulver
  • 100 g  grüne Linsen, abgespült
  • 4 dl Gemüsebouillon
  • 1 EL geraspelte Kokosflocken
  • 600 g  gemischtes Gemüse (z.B. grüne Bohnen, Rüebli, Blumenkohl, Pepperoni) in mundgerechten Stücken
  • 1 Apfel, gerüstet und gewürfelt
  • 2 dl Rahm oder 180 g Joghurt nature
  • Salz und Pfeffer
  • Etwas Zitronensaft
  • 1 EL Honig
  • Etwas geröstete Mandelblättchen

Zubereitung:

  • Knoblauch und Zwiebeln andämpfen, Curry dazugeben und kurz mitdünsten.
  • Die Linsen und Kokosflocken dazugeben, umrühren und mit der Bouillon auffüllen.
  • 8 Minuten köcheln lassen, dann das Gemüse dazugeben und 8 Minuten mitköcheln lassen.
  • Die Apfelwürfel dazu geben und nochmals ca. 2 Minuten köcheln lassen.
  • Knapp weichkochen, Rahm oder alternativ Joghurt beigeben und mit Zitronensaft, Honig, Salz und Pfeffer abschmecken.
  • Zum Servieren mit den Mandelblättchen bestreuen.

Koch-Tipp:

Grüne Linsen haben eine Kochzeit von 15 – 20 Minuten. Das heisst, wenn jemand lieber «al dente» geniesst, gibt man das Gemüse früher dazu. Alternativ kann man das Gemüse auch separat blanchieren, dann bleibt am Schluss die Farbe im Curry besser erhalten.

Servier-Tipp:

Naan-Brötchen oder Basmatireis passen sehr gut dazu und vervollständigen das Gericht.

Mehr Rezepte:

Ruedi hat schon öfters für «Amuse bouche» gekocht. Hier geht es zu den Videos mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen.

Am 23. November 2022 wurde der Verein Tavolata offiziell in Zürich gegründet. Robert Sempach, Gründer und ehemaliger Projektleiter von Tavolata bei der Direktion Gesellschaft & Kultur des Migros-Genossenschafts-Bundes, wurde zum Vereinspräsidenten gewählt. Daniela Specht wird die Geschäftsführung übernehmen und mit dem bestehenden Projektteam die Geschäftsstelle bilden.

Daniela Specht (Geschäftsführerin des Vereins Tavolata) und Robert Sempach (Vereinspräsident).

Das Migros-Kulturprozent stärkt den sozialen Zusammenhalt und setzt sich laufend mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander. Es greift dabei jene Themen auf, in denen Bedarf gesehen wird. Mit seinen Projekten und Aktivitäten setzt es stets zeitlich begrenzte Förderimpulse.

In den letzten 12 Jahren hat das Migros-Kulturprozent das Projekt Tavolata während der Aufbau- und Konsolidierungsphase eng strategisch, finanziell und operativ begleitet. Nun wird Tavolata in eine eigenständige Struktur überführt. Damit soll gewährleistet werden, dass das gesellschaftlich relevante Thema selbstorganisierter Tischrunden im Alter auch zukünftig wirkungsvoll adressiert wird.

Um die nachhaltige Lebensfähigkeit des Projekts sicherzustellen, begleitet das Migros-Kulturprozent Tavolata in den Jahren 2023 und 2024 finanziell und punktuell beratend. In dieser Zeit wird sich Tavolata als gemeinnütziger Verein organisieren und neue finanzielle Träger gewinnen.

Die Tavolata-Kontaktpersonen wurden am 3. November 2022 anlässlich der Ratsversammlung informiert. Für Tavolata-Mitglieder ändert sich nichts – Ihre Ansprechpersonen bleiben gleich. Gerne beantwortet Daniela Specht Ihre Fragen (info@tavolata.ch, Tel. 076 319 96 96). Über alle weiteren Schritte halten wir Sie auf dem Laufenden.

Ob im Sommer oder bei eisigen Temperaturen: Es muss nicht immer eine Wurst sein. Heidi Moosmann (links) hat mit ihrer Tavolata ein herbstliches Menü auf dem Feuer in ihrem Garten in Oberfrick zubereitet. Sie verrät einfache Rezepte, die immer gelingen!

 Das hat Heidi gekocht:

  • Pflaumen im Speckmantel: Umwickeln, auf einen Holzspiess stecken und einige Minuten im Feuer brutzeln lassen.
  • Spiessli mit Fleisch, Fisch oder Gemüse zubereiten. Der Fisch muss fest sein (z.B. Seeteufel). Man kann ihn mit Speck und dünnen Gemüsestreifen umwickeln.
  • Randen mit Alufolie umwickeln und in der Glut garen. Dann geschält und in Scheiben geschnitten mit einer Vinaigrette oder Meerrettichsauce servieren.
  • Kleinere Kartoffeln vorgekocht und mit Speck umwickelt in einer Schale auf dem Feuer braten.
  • Auberginen etwa fünf Mal mit Alufolie umwickeln. Wenn sie auf den Druck mit dem Finger nachgeben, sind sie weich gekocht. Aufschneiden, das Fruchtfleisch herauskratzen und würzen. Nach Belieben auf getoastetem Brot servieren.
  • Champignons: Stil entfernen, mit fein gehackten Kräutern und Paniermehl füllen, auf dem Grill garen.
  • Bananen mit der Schale auf den Grill legen, bis sie braun sind. Dann einschneiden, sodass sie wie Schiffli auf dem Grill stehen. Mit Grand Mariner übergiessen und anzünden.

Rezept für den Gemüsespiess

Marinade:
  • 8 El Olivenöl
  • 4 El flüssiger Honig
  • 1 Knoblauchzehe gepresst
  • 10 Salbeiblätter, grob gehackt
  • Salz, Pfeffer
Zubereiten:
  • Alles zusammen verrühren
  • 2 mittelgrosse Zucchetti in ca. 2 – 3 dicke Scheiben schneiden und über Nacht in die Marinade legen.
  • 2 rote Paprika vierteln und im Backofen grillen, Haut abziehen
  • Die Zucchetti aus der Marinade nehmen, in die Mitte die Peperoni legen, dann kleine Scheiben Raclettekäse darüberlegen.
  • Das Ganze zusammenklappen, mit einem Spiess zusammenhalten und auf den Grill legen.

Miriam und Simon Crescente versorgen sich ganzjährig mit Gemüse, Früchten und Kräutern aus dem eigenen Garten. Die beiden verarbeiten jede Beere, jeden Knollen und fast jedes Blättchen aus Miriams Garten zu gesunden Delikatessen für die ganze Familie. Wir haben mit den beiden im August 2022 über Selbstversorgung, Urban Gardening und nachhaltige Ernährung gesprochen.

Interview: Anina Torrado Lara
Fotos: Anna-Tina Eberhard

Miriam und Simon, ihr meldet euch aus dem hohen Norden. Wo seid ihr gerade?

Simon: Wir sind seit einer Woche im südfinnischen Sjundeå auf einem kleinen Bauernhof mit ebenso kleiner Sauerteigbäckerei. Hier schauen wir auf die zwei Pferde Melli und Wilhelmina, vier Schafe, acht Hennen und zwei Güggel.

Miriam: Das ist unsere erste Workaway-Erfahrung – ein lang gehegter Traum! Wir misten die Ställe aus, striegeln und füttern die Tiere, giessen die Pflanzen und gucken in den zwei Gewächshäusern, was es zu ernten gibt. Dafür dürfen wir gratis in einem wundervollen alten Holzhaus bei Johanna wohnen.

Das klingt wie aus dem Bilderbuch! Was gibt’s aktuell zu ernten?

Simon: Beeren! Es macht richtig Spass, diese mit den Kindern abzulesen. Aus Johannisbeeren mache ich Gelee, Saft und Sirup. Heute habe ich sie auch ins Sauerteigbrot eingearbeitet.

Miriam, du bist leidenschaftliche Gärtnerin. Was pflanzt du bei euch in Winterthur an?

Miriam (lacht): Dinge, die möglichst wenig Arbeit machen, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit gedeihen. Das sind Kartoffeln, Gurken, Zucchetti, Kohlräbli, Randen, Salate, Kräuter, Rhabarber und Beeren. Jedes Jahr im Herbst überlege ich, wo ich noch mehr anpflanzen könnte. Nächstes Jahr möchte ich unbedingt ein kleines Moorbeet für Heidelbeeren und Preiselbeeren anlegen. Mir schwebt da ein kleines Hochbeet aus altem Holz vor.

Schafft ihr es, euch selbst zu versorgen?

Simon: Nein. In unserem Garten gibt es fast ganzjährig etwas zu ernten, der Speiseplan wäre aber etwas gar eintönig. Sich nur von Gemüse zu ernähren, wäre nicht ausgewogen. Die paar Kilogramm Kartoffeln, die wir aus dem Beet holen, würden nie reichen, um unseren Kohlenhydratbedarf zu decken. Als Proteinquellen müssten wir mindestens ein paar Hühner haben, die Eier legen. Es ist schon schwierig genug, ganzjährig konsequent Schweizer Gemüse zu kaufen, vor allem im Winter. Aber wir ergänzen unseren Speiseplan täglich mit etwas aus dem Garten. Das finde ich sehr wertvoll, denn unsere Kinder lernen, was wann Saison hat.

Miriam: Im Sommer, wenn endlich die Gurkensaison in der Schweiz beginnt, essen die Kinder zwei Wochen lang ganz viele Gurken. Es ist schon etwas Besonderes, ein frisches Rüebli aus der Erde zu ziehen. Einen eigenen Garten mit Ertrag zu haben, ist super. Aber es gibt auch viel Arbeit und kann frustrierend sein, beispielsweise wegen der Schnecken oder auch dem Klimawandel, Hagel und Trockenheit.

Wie sieht euer Gartenjahr aus?

Miriam: Ich beginne im Februar mit der Gartenarbeit. Dann gibt’s aus dem Garten noch Nüsslisalat und Federkohl. Ende März schneide ich Stauden zurück und säe Stecklinge im Haus an. Im April verteile ich Kompost und lockere die Erde auf. Ab Mai spriesst es dann und ich komme mit dem Jäten kaum mehr nach.

Simon: Ich freue mich immer auf den Rhabarber Ende Mai. Im Juni gibt’s Salate und Beeren, im Juli Ringelblumen und Boretsch.

Was kann man aus Ringelblumen machen?

Miriam: Ich mache Öl draus oder trockne sie, um sie danach als Kräutersalz oder Tee zu benutzen. Das Öl kann auch zu Ringelblumensalbe weiterverarbeitet werden.

Simon: Und ich mache daraus ein Ringelblumen-Pesto. Es sieht auch auf Salaten als essbare Deko schön aus. Die getrockneten Blütenblätter nutze ich fürs Kräutersalz.

Was kommt auch auf dem Balkon oder drinnen gut?

Simon: Pfefferminze ist relativ einfach zu ziehen. Wir aromatisieren damit Wasser, streuen sie über den Couscous-Salat oder trocknen sie zu Sträusschen gebunden an einer Schur und machen daraus Tee.

Miriam: Rosmarin und Thymian sind ebenfalls gut für einen Balkon oder die Küche geeignet – je nach Sonneneinstrahlung. Ein Tipp für alle mit Garten ist der Zierfenchel. Die Pflanze zieht Schwalbenschwänze an. Die Schmetterlinge erinnern sich und kommen jedes Jahr zurück und legen dort Eier. Mit einer kleinen Oase kann man einen grossen Beitrag zur Biodiversität leisten.

Stichwort Umwelt: Wie bewusst lebt und isst die Bevölkerung in der Schweiz?

Miriam: In der «Bubble», in der wir uns bewegen, ist gesunde und nachhaltige Ernährung wichtig. Aber meine Einschätzung ist, dass das Umdenken in der breiten Bevölkerung noch zu wenig stattgefunden hat. Es frustriert mich, denn wir wissen, was wir tun müssen – und doch passiert so wenig, um unsere Umwelt zu schützen.

Simon: Ganz klar den Konsum tierischer Produkte reduzieren. Wir müssen nicht perfekt sein, aber etwas ändern. Wir müssten den Fuss schon lange auf der Bremse haben. Ein grosses Problem ist, dass die Produzenten zu wenig entlöhnt werden und keine Wertschätzung erfahren. Kleine Produzenten haben gegen die Grossen keine Chance. Und die Politik wird leider von den Grossen beeinflusst.

Was wäre ein erster Schritt?

Miriam: Mach ein Gemüseabo und konsumiere saisonale und regionale Produkte. Damit hilfst du lokalen Landwirtschaftsbetrieben. Du kannst dich auch an einer Genossenschaft beteiligen, beim Pflanzen mithelfen und deine Ernte mit nach Hause nehmen.

Simon: Wer Freude am Gärtnern hat, kann sich bei einem Garten-Projekt auch sozial engagieren (siehe Box). Gärtnern ist ein gemeinsames Thema, das verbindet. Kürzlich fragte ein Nachbar, ob er die Kürbisblätter haben dürfe, denn er geniesse diese als Salat. Wir hatten über den Gartenhag einen spannenden Austausch. Ich bin Fan von «Leaf to Roots», dem fleischlosen Pendant zu «Nose to Tail». Nichts ist Abfall, alles wird verwertet. Hast du zum Beispiel gewusst, dass du den Broccoli-Stiel schälen kannst? Das Fleisch ist zart und schmeckt nach grünem Spargel.

Wie sieht der Garten der Zukunft aus?

Simon: Ich finde Vertical Farming (Gärten an Hausfassaden) und Rooftop-Farming (Gärten auf Dächern) interessante Ansätze für die Zukunft. Besonders dort, wo noch stärker verdichtet wird. Damit müssen keine Grünflächen verschwinden.

Tavolata mit Simon Crescente und Daniela Specht

Über Miriam und Simon

Miriam ist Sozialarbeiterin und leidenschaftliche Gärtnerin – ihren grünen Daumen hat sie im Erwachsenenalter entdeckt. Simon ist Diätkoch am Spital Winterthur. Das Paar hat vier Kinder und lebt so nachhaltig wie möglich. Was Miriam im eigenen Garten anpflanzt, verarbeiten die beiden in der Küche.

Simon absolvierte sein 1. Lehrjahr bei einem Naturkoch und lernte, aus einheimischen, saisonalen Produkten raffinierte Gerichte zu kochen. Er betreibt auch eine Sauerteigbäckerei im Quartier und spielt in zwei Punk-Bands.

 

Miriams Lieblingsrezept: Krautstiel-Kimchi 

Ergibt 2 Gläser à 6 dl

  • 750 g Krautstiel
  • 150 g Meersalz
  • 1 l Wasser
  • 2 Zwiebeln

Würzpaste

  • 1 EL Reismehl
  • 60 g Chilipulver
  • 5 Knoblauchzehen
  • 20 g Ingwer
  • 20 g Zucker
  • 4 EL Sojasauce

Vorbereitung:

  • Krautstiel waschen und quer zum Stiel her ca. 0,5 cm dicke Streifen schneiden.
  • Salz und Wasser in eine grosse Schüssel geben. Krautstiel beigeben, gut mischen, dabei Gemüse in der Salzlake leicht kneten. Das Gemüse soll knapp mit Wasser bedeckt sein, evtl. wenig Wasser ergänzen. 3 bis 4 Stunden einweichen.
  • Zwiebeln halbieren und in Streifen schneiden.
  • Knoblauch und Ingwer fein hacken. Mit restlichen Zutaten der Würzpaste gut mischen.

Zubereitung:

  • Krautstiel abgiessen und zurück in die Schüssel geben. Mit kaltem Wasser leicht abwaschen und nochmals abgiessen. Den Krautstiel gut abtropfen lassen und ausdrücken.
  • Nun alle Zutaten miteinander mischen. Alles gut durchkneten.
  • Das marinierte Gemüse in ausgekochte Gläser drücken. Möglichst ohne Luftblasen bis 2 cm unter den Rand füllen und mit Deckel verschliessen. Die Gläser an einem vor Licht geschützten Ort bei Zimmertemperatur 3 Tage fermentieren lassen. Deckel danach abnehmen und die entstandenen Gase entweichen lassen. Wenn das Kimchi genug sauer ist, zum Lagern in den Kühlschrank stellen.
  • Falls es noch zu wenig sauer ist, weiter bei Zimmertemperatur fermentieren.
  • Gekühlt hält es sich mehrere Wochen.

 

Simons Lieblingsrezept: Randen-Gerstotto

  • 50 g Zwiebel
  • 5 g Rapsöl
  • 250 g Randenknolle
  • 75 g Rollgerste
  • 3 dl Wasser
  • 5 g Salz oder Gemüsebouillon
  • Pfeffer
  • Einige Zweige Rosmarin und Thymian
  • 100 g Erbsen tiefgekühlt
  • 50 g Geriebener Käse oder pflanzliche Alternative (z.B. Nussmesan)
  • Frischer Meerrettich, Sonnenblumenkerne (geröstet), getrocknete Ringelblumenblüten

Vorbereitung:

  • Falls die Randenknolle noch Stiel und Blätter dran hat, diese waschen und in feine Streifen schneiden.
  • Rande schälen. Schale in 6 dl Wasser aufkochen und mit Salz oder Gemüsebouillon würzen. Abpassieren.
  • Rande in 0,5 cm grosse Würfel schneiden.
  • Zwiebel fein schneiden, Kräuter hacken.

Zubereitung:

  • Rapsöl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebeln, Randenwürfel und Stiel dazu geben und glasig dünsten. Gerste dazu geben und mit dem selbst gemachten Randenfond aufgiessen.
  • Ca. 25 Minuten leicht sieden lassen und bis zur gewünschten Konsistenz reduzieren.
  • Kurz vor Schluss die Erbsen und Kräuter dazugeben. Mit Pfeffer, Salz und Käse (oder Alternative) abschmecken.
  • Auf einem Teller anrichten, frischen Meerrettich darüber reiben und mit gerösteten Sonnenblumenkernen, Randenblättern und Ringelblumenblüten garnieren.

 

Wo kann ich mitmachen?

An vielen Orten gibt es Gemeinschaftsgärten, Zwischennutzungen und Urban-Gardening-Projekte. Freuen Sie sich auf den Frühling!

  • HEKS Neue Gärten bietet Migrantinnen und Migranten die Möglichkeit, zusammen Gemüse anzupflanzen und Deutsch zu lernen. Die Organisation sucht freiwillige Mitarbeiter*innen mit grünem Daumen, die ihr Wissen weitergeben oder Lust haben, eine kleine Gruppe Kinder im Garten zu betreuen. www.heks.ch
  • In den «Jardins du Mycélium» in La Chaux-de-Fonds trifft man sich zum gemeinsamen Gärtnern. Der grosse Garten lädt dazu ein, sich zu entspannen, mit den Händen in der Erde zu wühlen und anderen Menschen mit ähnlichen Interessen zu begegnen. jardins.reseaumycelium.ch
  • Die landwirtschaftliche Genossenschaft SEMiNTERRA! auf der Magadinoebene produziert lokales, saisonales und frisches Biogemüse, Setzlinge und andere Produkte. Wer will, kann mithelfen oder eine der Veranstaltungen zu Landwirtschaft, Ernährung und Nachhaltigkeit besuchen. seminterra.ch
  • Die Associazione Amélie stellt Familien in Pregassona bei Lugano Gemüsegärten zur Verfügung. Hier gärtnern Menschen jeden Alters gemeinsam – vom Jugendlichen bis zur Seniorin. www.associazioneamelie.ch/progetti
  • Mit dem Projekt Gartenkind ermöglichen Bioterra und Migros-Engagement es Kindern zwischen vier und elf Jahren, selber Gemüse zu ziehen und die Natur zu beobachten. Sie lernen alles über die Kreisläufe der Natur und pflanzen Gemüse, Beeren und Kräuter selbst an. migros-engagement.ch/gartenkind
  • Die Gemüse Ackerdemie stärkt das Bewusstsein für eine saisonale, regionale Ernährung. An Primarschulen in der ganzen Schweiz entstehen Anbauflächen für Gemüse. Die Kinder lernen, fachgerecht Setzlinge zu pflanzen, ein Gemüsebeet zu pflegen und zu jäten. Das Projekt wird vom Migros-Pionierfonds unterstützt. acker.co/gemueseackerdemie-schweiz

 

Apps, Tricks & Helferlein

  • Nachhaltiger einkaufen und Food Waste vermeiden: Es gibt an vielen Orten Unverpackt-Läden, wo Reis, Zucker oder Müesli ins mitgebrachte Gefäss abgefüllt werden können.
  • Auch in Hofläden und auf dem Bauernmarkt finden sich frische, gesunde Produkte aus der Region zu fairen Preisen. In den Äss-Bar-Bäckereien gibt es Brot von gestern, das noch immer ausgezeichnet schmeckt. www.aess-bar.ch
  • Auf Apps wie «Too Good to Go» bieten Bäckereien, Hotels, Restaurants und Supermärkte fertige, einwandfreie Menüs an, die man günstig kaufen und abholen kann. www.toogoodtogo.ch
  • Madame Frigo hat in der ganzen Schweiz öffentlich zugängliche Kühlschränke aufgestellt. Hier können einwandfreie Lebensmittel, die man nicht konsumiert, getauscht werden. www.madamefrigo.ch
  • Weltweit direkt ab Hof einkaufen: Das Schweizer Unternehmen Gebana kauft lokalen Kleinbauern direkt Kakao, Nüsse oder Bananen ab Hof ab. Die Grosspackungen können zum Beispiel mit Nachbar*innen geteilt werden. www.gebana.com

Er knistert, kratzt und glänzt so richtig schön: Der Spongy ist ein aus spezieller Wolle gestrickter Lappen, der sich wunderbar für den Abwasch eignet. Jdi Bitter von der Tavolata AAA+ hat ihn mit ihrer Tavolata-Freundin Ruth Illi entworfen. Basteln Sie einen Spongy-Fisch in weniger als zwei Stunden!

Jdi Bitter

Zeitaufwand: 90 bis 120 Minuten

Material: Bubble-Garn aus Polyester (im Fachhandel erhältlich) und 3 Stricknadeln der Grösse 3,5

Zur detaillierten Strickanleitung!

Einfache Atemübungen für jeden Tag

Einfache Yoga-Übungen wie die Feueratmung («Kapalabhati») helfen, die Verdauung anzuregen und sich zu entspannen. Teresa Schäppi zeigt im Video, wie die «Feueratmung» geht. Man kann sie übrigens auch auf einem Stuhl sitzend praktizieren.

Am 3. November 2022 trafen sich Kontaktpersonen von Tavolata, die Mitglieder der Geschäftsleitung und der Präsident des Vereins Tavolata zum jährlichen Tavolata-Rat. Sie informierten über die Vereinsgründung und tauschten sich über die künftigen Mitwirkungsmöglichkeiten im Verein aus.

Hier die Zusammenfassung:

Gründung des Vereins Tavolata

Am 23. November 2022 wurde der Verein Tavolata gegründet. Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen und aktuellen Informationen zum Verein.

Mitwirkung im Verein

Die Kontaktpersonen der lokalen Tavolata haben ein grosses Interesse, im Verein mitzuwirken. In den Statuten wird verankert, dass mindestens drei der max. neun Vorstandsmitglieder aus aktiven, lokalen Tavolata stammen. Die weiteren Vorstandsmitglieder sind unabhängige Einzelpersonen und Vertreter*innen von Partnerorganisationen, die sich in der Trägerschaft des Vereins Tavolata engagieren.

Mitgliedschaft

Alle Personen aus den lokalen Tavolata und weitere interessierte natürliche oder juristische Personen können Mitglied des Vereins Tavolata werden. Die Mitgliedschaft im Verein ist unabhängig von der Registration im Netzwerk Tavolata.

Tavolata-Ratsversammlung

Der Tavolata-Rat wird weiterhin jährlich vor der Mitgliederversammlung des Vereins tagen. In der Tavolata-Ratsversammlung informieren die Vorstandsmitglieder über die laufenden Geschäfte und holen die Rückmeldungen der Personen aus dem Tavolata-Netzwerk ab. Die lokalen Tavolata haben die Möglichkeit, Anliegen einzubringen – insbesondere auch, wenn sie nicht Mitglied im Verein sind.

Zum Protokoll

Präsentation der Tavolata-Ratsversammlung 2022